Eduardo Cáceres

*  28. Februar 1955

von Tina Vogel

Essay

Mestizische Heimat

Cáceres geht aus von der klanglichen Pluralität, die ihn in seiner mestizischen Heimat umgibt, und öffnet sein Komponieren für fast alle Arten von Musik: »Unsere Aufgabe […] erfordert, ein für allemal unsere kulturelle Hybridität anzunehmen, unser Alles, aus dem alles entsteht, bleibt und das Fundament legt, als wäre es das Eigene, das aber noch nie ausreichend Kraft hatte, zu einer einzigartigen Gesamtheit zu werden, denn unsere notwendige und historische Gesamtheit manifestiert sich in all dem Eklektischen, das unsere Musik sein kann, ebenso eklektisch, wie wir selbst sind« (Cáceres 2021, 76).

Die Zuwendung zu einer komplexen Umgebung und einer daraus erwachsenden klanglichen Pluralität erfolgte im historischen Kontext Chiles im ausgehenden 20. Jahrhundert und war Wendungen der Geschichte unterworfen, die Ästhetik und Wirken Cáceresʼ maßgeblich beeinflussten. Seit den realen Erfolgen der kubanischen Revolution und ähnlicher Strömungen, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen und soziale Gerechtigkeit in Lateinamerika engagierten, beschäftigten sich auch Komponierende mit Fragen ihrer Identität und musikalischen Unabhängigkeit von historischen und gegenwärtigen Kolonial- und Neokolonialstrukturen, politischer und epistemischer Gewalt in der Geschichte sowie Fragen der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit von eurozentrischen Grundsätzen. Als Musiker sozialisierte sich Cáceres durch Studien bei ...